SZ Süddeutsche Zeitung – Pressemittteilung

Landkreis Ebersberg – Ebersberg Seite R6 – am 30.11.2022


„Was will ich als Vater wirklich?“

Geburtsvorbereitungskurse – von Mann zu Mann: „Papa-Coach“ Martin Stricker aus Zorneding  über die Herausforderung, Elternschaft, Paarbeziehung und Job zu managen

 

INTERVIEW: SINA-MARIA SCHWEIKLE

Martin Stricker nennt sich „Papa-Coach“. Er will Männern dabei helfen, Elternschaft und Karriere miteinander zu verbinden, denn als Vater von zwei Kindern hat der Zornedinger selbst festgestellt: Das ist nicht immer einfach. Bevor es sich Stricker zur Aufgabe gemacht hat, Vätern zur Seite zu stehen, arbeitete er 15 Jahre als Risikomanager für ein Versicherungsunternehmen. Hier erzählt der „Papa-Coach“, warum es wichtig ist, sich als Mann intensiv auf die Vaterrolle vorzubereiten, und wie sein Coaching dabei helfen soll.

SZ: Sind Sie ein guter Vater?

Martin Stricker: (lacht) Ich wachse mit meinen Aufgaben und versuche mein Bestes – aber es gibt immer Luft nach oben.

 

Was kann Mann tun, um ein besserer Vater zu sein?

Väter sind für ihre Kinder ebenso wichtig wie Mütter. Und besser kann jeder von uns werden, indem man sich selbst fragt: Was sind die Situationen, in denen ich mich noch nicht so verhalte, wie ich es gerne möchte? Und wie kann ich dies ab sofort ändern? Deshalb ist es wichtig, erst einmal bei sich selbst zu schauen: Was kann ich ändern, um einer besseren Version meiner selbst näher zu kommen? Dies ist für jeden individuell anders – und das ist das Magische daran.

 

Welche Voraussetzungen gibt es für diese Veränderung?

Es hilft, mit sich selbst im Reinen zu sein. Zu wissen, wo man herkommt, für was man einsteht und jeden Tag aufsteht, welche Werte man seinen Kindern vorleben möchte. Man sollte für sich herausfinden, wie man seine Vaterrolle leben und welchen Fußabdruck man selbst auf der Welt hinterlassen möchte. Dabei ist es natürlich auch wichtig zu fragen, wie man sich als Paar die Betreuung und Erziehung aufteilt.

 

All das möchten Sie anderen Vätern in ihrem Coaching beibringen?

Es geht nicht darum, was ich ihnen beibringen möchte. Es geht darum, was mein Gegenüber gerade braucht, um voranzukommen und seinen eigenen Weg zu gehen. Ich gebe keine Leitlinien heraus, nach dem Motto „Du musst das so oder so machen“ – sondern ich helfe den Männern dabei, es für sich selbst herauszufinden und dann auch entsprechend umzusetzen. Das entfaltet eine unglaubliche Wirkung. All das, was wir tun oder auch nicht tun, hat eine Wirkung. Die Frage ist, welche Wirkung möchte ich erzielen, und was will ich als Vater wirklich? 

 

Und was wollen Väter?

Sie wollen eine Bindung zum Kind, ihren Teil zur Erziehung beitragen und die Balance halten zwischen dem Vatersein und der eigenen Karriere.

 

Also all das, was Frauen auch wollen.

Ja. Mütter haben dabei aber einen wesentlichen Vorteil: Sie sind während der Schwangerschaft viel näher und intensiver mit dem Wunder, das da entsteht, verbunden. Und das stößt Vieles an, körperlich, gedanklich und emotional. Werdende Papas sind in dieser Phase eben nicht so nah dran und realisieren das Elternwerden deshalb erst später. Bei mir war das auch so. Bis ich dann meinen Sohn in der Hand gehalten habe. Erst da habe ich so richtig realisiert, was sich da tut.

 

Deshalb wollen Sie werdende Väter auf diesen Moment vorbereiten?

Genau. In meinen Papa-Trainingscamps – den Geburtsvorbereitungskursen von Mann zu Mann – geht es nicht nur darum, was wirklich wichtig ist, vor, während und nach der Geburt, sondern auch um die weitere Zukunft: Wie will ich die Vaterrolle leben, welche Erfahrungen habe ich selbst als Kind gemacht, was möchte ich von meinem eigenen Vater dankbar übernehmen, und was möchte ich anders machen? Wir können es nun selbst gestalten – auch die Aufteilung der Lohnarbeit und der Organisation der Familie im Alltag.

 

Meinen Sie damit die sogenannte Care-Arbeit? Also all die Sorgearbeit, die so ein Kind mitbringt? Die liegt ja aktuell noch hauptsächlich bei den Müttern. Und ist unbezahlt.

Es lohnt, sich darüber Gedanken zu machen, und sich als Paar darüber auszutauschen, wie man das für sich handhaben will. Wie machen wir es bisher, und wie wollen wir es in Zukunft machen? Was kommt da überhaupt alles auf uns zu? Wo sind meine Stärken, die ich einbringen möchte, und wie teilen wir den Rest unter uns auf – so dass es für uns als Familie stimmig ist? Und ganz wichtig, wie passt das alles zusammen mit unseren Berufen und Tätigkeitsfeldern? Gleichzeitig muss sich auch was auf Arbeitgeberseite ändern, dahin, dass Chefs und Kollegen auch akzeptieren, dass man voll und ganz Papa sein möchte, ohne dafür kritisiert zu werden.

 

Viele Väter gehen ja schon mit ihren Kindern auf den Spielplatz oder zum Fußballspiel. Dann posten sie das im Internet – und werden dafür angehimmelt. Mütter hingegen scheinen nur wenig öffentliche Wertschätzung zu erhalten.

Das ist eine Beobachtung, die auch ich wahrnehme. Es ist ein Veränderungsprozess, der gerade in unserer Gesellschaft stattfindet. Alte Rollenbilder werden neu gezeichnet. Es wird viel ausprobiert, und wir alle sind auf unsere Weise daran beteiligt. Veränderung braucht Zeit, Vorreiter und Austausch. Das ist nicht nur bequem, sondern kann auch Wunden aufreißen. Jeder geht dabei seinen individuellen Weg, nach eigenen Vorstellungen.

 

Wie kann man sich denn die Väter vorstellen, die an Ihren Coachings teilnehmen?

Das sind vor allem Männer, die etwas verändern wollen. Sie kommen aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Gute daran ist, dass sie ihre Erfahrungen dann auch in ihre Teams und Unternehmen tragen, sodass sich der Wirkungskreis vergrößert und damit auch mehr Licht auf das Thema fällt.

 

Es gibt bestimmt viele Väter, die gerne mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen würden. Doch Frauen verdienen auch heute noch durchschnittlich weniger als Männer.

Da gibt es viele verschiedene Lösungen, und meist passt nicht eine Lösung für alle. Aber ja, die Finanzen können oft ein Problem sein – vor allem auch in und um München. Solange es keine Anreize seitens der Arbeitgeber oder auch durch die Regierung gibt, wird sich das aber nicht so leicht lösen lassen. Daher favorisiere ich den individuellen Weg und schaue, was kann ich selbst tun?

 

Ist es also eine Konsequenz aus der Gleichberechtigung, dass es den Vätern am Arbeitsmarkt nun genauso ergeht wie vielen Müttern?

Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist essenziell – und jede Familie schätzt andere Rahmenbedingungen. Meine Beobachtung ist, dass, nicht zuletzt auch durch die Pandemie, eine Veränderung in der Gesellschaft und in den Unternehmen stattfindet. Dort passiert nun einiges – und dennoch gibt es Luft nach oben. Durch den akuten Personal- und Fachkräftemangel wird es deutlich. Unternehmen müssen darüber nachdenken, wie sie für junge Eltern attraktiv werden, und dies dann auch umsetzen.

 

Sie sagen, Erziehung sei eine gemeinsame Aufgabe, also: Wie kann man zusammen gute Eltern sein?

Kommunikation. Gemeinsam als Paar Absprachen treffen. Neugierig bleiben, präsent sein, zuhören und merken, was braucht es jetzt gerade? Das klingt alles einfach, ist es aber oft nicht.

 

Und im Familienalltag vergisst man oft auch sich als Paar, oder?

Oh ja, mit Baby verändert sich die Partnerschaft, der Fokus liegt erst einmal auf dem neuen Familienmitglied, denn das Baby ist ja komplett auf uns angewiesen. Aber ja, das ist tatsächlich ein großer und wichtiger Punkt in meinem Coaching: Es ist viel Arbeit, sich als Paar nicht zu verlieren.

 

So ganz praktisch: Wie kann man das erreichen?

Babysitter oder Großeltern wirken Wunder - nicht nur für einen Paarabend, sondern auch mal, um sich selbst eine Auszeit zu gönnen, auszuspannen, ein Buch zu lesen, zu schlafen oder ein Projekt zu vollenden.

 

Das klingt alles ein bisschen nach Zauberei. Nur ein paar Stellschrauben verändern und schon wird alles gut?

Ja, so ein Coaching scheint immer so ein Zauber zu sein (lacht). Dabei ist es nur Angebot, um mit Unterstützung eine Abkürzung zu nehmen, anstatt den längeren Weg der Entwicklung zu gehen. Das Geheimnis liegt in der Umsetzung. Das pure Wissen ist für jeden frei zugänglich. Es zu verstehen ist ein wichtiger erster Schritt, es tatsächlich auch für sich selbst zu integrieren, das ist die Kunst. Insofern ist jeder seines Glückes Schmied.

 

Entschuldigen Sie, das sind doch alles Erfahrungen, die Frauen schon seit jeher sammeln und – auch ohne Coaching – überstehen. In deren Ohren klingt so ein Papa-Training wahrscheinlich schon etwas nach einem Lifestyle-Produkt.

Wenn ich an meinen Kundenstamm denke, realisiere ich, wie wertvoll die Coachings für die Papas waren, da sie ihre größten Themen und Konflikte für sich lösen konnten und nun ein zufriedeneres Leben mit sich selbst und der Familie führen.

 

„Alte Rollenbilder werden neu
gezeichnet – und wir
alle sind daran beteiligt.“

 

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